Austern

Austern
Austern
 
[durch romanische und niederländische Vermittlung von gleichbedeutend griechisch óstreon; zu griechisch ostéon »Knochen« (wegen der harten Schale)], Ostreidae, Familie der Muscheln mit etwa 20 Arten, die in allen Meeren auf festem Untergrund (z. B. Felsen) leben. Das Gehäuse weist ungleich ausgebildete Schalenklappen auf; mit der linken bauchigen Schalenklappe ist die Auster auf dem Substrat festgekittet, die nach oben weisende, rechte Schalenhälfte besteht aus konzentrischen, oft blättrigen Schichten. Der Fuß ist rückgebildet. Die Vertreter der Gattung Ostrea sind zwittrig, die Eier bleiben bis zum Schlüpfen der Larven (Veligerlarve) in der ventralen Mantelhöhle; nach der Verwandlung presst die Jungmuschel, auf den Schalenkanten stehend, ein kittartiges Sekret aus der Byssusdrüse auf den Untergrund und lässt sich dann mit der linken Schalenhälfte darauf fallen. Austernbänke sind Ansammlungen von oft vielen Millionen Tieren, jedoch leben Austern auch oft vereinzelt. Sie ernähren sich von kleinstem tierischem und pflanzlichem Plankton, das mit dem Atemwasser eingestrudelt und mit den Kiemen abgefangen wird. Nahrungskonkurrenten sind Miesmuschel und Pantoffelschnecke; natürliche Feinde sind Fische, Krabben, Seesterne und Schnecken. Austern werden etwa 10-15 Jahre alt; sie können gelegentlich, wie viele Muscheln, Perlen bilden.
 
Fischereiwirtschaftlich
 
sind Austern die wichtigsten Muscheln. Schalen in prähistorischen Abfallhaufen (Kjökkenmöddinger) zeigen, dass Austern schon vor 7 000 Jahren in steinzeitlichen Siedlungen entlang der Nord- und Ostseeküste ein wichtiges Nahrungsmittel waren. Die Europäische oder Tafelauster (Ostrea edulis) wird seit der Römerzeit kultiviert. 1857 entwickelte M. Coste im Auftrag Napoleons III. die moderne französische Austernkultur, nachdem die natürlichen Bänke überfischt waren. Dazu werden »collecteures« (z. B. Reisig, gekalkte Ziegel) in den Wattengebieten ausgelegt. Auf ihnen siedeln sich die von den zwittrigen Elterntieren in großer Zahl produzierten Larven an. Nach etwa einem Jahr werden die Jungtiere (Saataustern) von der Unterlage abgepflückt und für eineinhalb Jahre in Zuchtparks oder Holzkästen ausgelegt und dann in Mastparks (französisch »claires«) zur Marktreife gebracht. Vom Larvensatz bis zur Marktreife vergehen zweieinhalb (Frankreich) bis vier Jahre (Niederlande). Ebenfalls kultiviert werden die Portugiesische Auster (Crassostrea angulata) und die aus Nordamerika eingeführte Amerikanische Auster (Crassostrea virginica). Sie sind getrenntgeschlechtlich; ihre Gehäuse sind länglich und tiefer als die der Europäischen Austern. Crassostrea werden v. a. von den USA, von Japan und Südkorea geliefert.
 
 
P. Korringa: Farming the flat oyster of the genus Ostrea (Amsterdam 1976).

Universal-Lexikon. 2012.

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